Im Kampf um die Champions League Plätze fährt Schalke einen wichtigen Sieg ein. Drei Punkte und drei Tore die Schalke in der Tabelle weit helfen. Hier aber von einem Meilenstein zu sprechen wäre falsch. Der Sieg strahlt stärk, täuscht aber auch über einiges hinweg. Die Grundformationen zu Spielbeginn. Die Wölfe Wolfsburg spielt Champions League und ist auch in dieser Saison wieder Anwärter auf einen der oberen Plätze. Zuletzt läuft’s allerdings nicht so recht, die Lücke die Kevin De Bruyne hinterlassen hat konnte nicht gestopft werden. In erster Linie fehlt es an kreativen Momenten. Draxler ist da nur eine bedingte Hilfe. Das wurde auch in dieser Partie sichtbar. Die Gäste agierten mit einer Doppel 10 und die Schalker Defensive zu Knacken. Dabei stand Draxler höher als Kruse, beide hatten jedoch einen recht großen Aktionsradius und sorgten gemeinsam mit den offensiven Außen für eine Menge Wirbel. Insgesamt brachten sie die konzentrierte Angriffsstärke nicht auf die Straße, bzw. fanden keine Mittel gegen die starke Schalker Endverteidigung. Dafür hatten sie einige Probleme hinten. Das 4-1-4-1 wies hinter dem Offensivverbund, zu dem häufig auch noch einer oder beide Außenverteidiger zustießen, eine große Lücke auf. Josuha Guilavogui war ein sehr defensiver 6er, mit enger Bindung zu den Innenverteidigern. Das musste ja auch so sein, sonst war ja im Zweifelsfall niemand mehr übrig. Dieses Loch im Mittelfeld, was es bei Schalke selbst ja auch oft genug zu bestaunen gab, konnten die Knappen immer wieder für die eigenen Konter nutzen. Die Knappen Endlich mal wieder einer der wenigen Gegner in der Bundesliga, bei denen Schalke nicht selbst das Spiel gegen tiefstehende Mannschaften machen muss. Dann läuft’s nämlich. Schalke kann sich auf die gute Defensive verlassen, spielt geduldig und stößt gelegentlich mit Kontern nach vorne. Ein eigenes Ballbesitzspiel gibt es ja noch nicht wirklich. Das ist wunderbar an den Ballbesitzzahlen zu beobachten: Bis zum 1:0 teilte sich der Ballbesitz fast gleichauf. Mit dem Tor zog sich Schalke zurück, so dass Wolfsburg für den Rest des Spiels auf etwa 2/3 Ballbesitz kam. Später wurde das Ganze dann noch passiver aufgezogen. Ab der 75. Spielminute etwa machte Wolfsburg richtig Druck und Schalke versuchte nur noch die Bälle weg zu halten. Ergebnis war eine lächerliche Passerfolgsquote von nur 50%. In der ersten Halbzeit waren das noch 80%. Schalke spielte also quasi Darmstadt-Style, allerdings mit besserer Besatzung. Tore Schalke machte 3 Tore. Wolfsburg hatte einen Lattenkracher. Alle vier von außerhalb des Strafraums getreten. Hochkarätige Torchancen innerhalb des Strafraums gab es überhaupt nicht zu bestaunen. Schalke war ein paar Mal kurz davor, spielte die Konter aber größtenteils derart unsauber, dass da nichts draus wurde. Bei den Toren wurde die Schwäche von langen Bällen bei Benaglio offen gelegt und bedient. Mehr nicht. Und Wolfsburg kam ebenfalls einfach nicht strukturiert in gute Abschlusspositionen. Hier kam dagegen noch hinzu, dass Niklas Bendtner, dem sowieso die Anbindung fehlt, von Matip und Neustädter fast mitleiderweckend aus dem Spiel genommen wurde. Schalker Aufbau In der Analyse zum Spiel gegen Darmstadt habe ich geschrieben, dass wir dabei sind die Evolution zum Ballbesitzspiel zu beobachten. Zu erkennen ist es daran, dass sich das Aufbauspiel gerade sehr entwickelt. Hier wurde der nächste Schritt sichtbar. Schalke spielte im Aufbau jetzt nicht mehr nur über Júnior Caiçara, sondern auch über Sead Kolašinac, also über beide Außenverteidiger. Damit wurde zum einen der Bockstarke Ricardo Rodríguez auf Schalkes rechter Seite umgangen und zum anderen war man schwerer ausrechenbar. Besonders Kolašinac, der im Hinspiel noch zur tragischen Figur wurde konnte hier einige Male glänzen. Wieder standen Geis und Goretzka recht parallel, und Meyer davor. Das Mittelfeld wurde jedoch von Wolfsburg gespiegelt. Alle drei hatten also jeweils einen direkten Gegenspieler. Doch die über die hohe Pressingresistenz und Passstärke konnten sich die drei quasi immer aus ihrer Lage befreien. Besonders, da die Außenverteidiger und Flügelspieler die Bindung hielten und immer für Pässe zur Verfügung standen. Fazit Es war nicht das überragende Spiel von Schalke, nach dem ein 3:0 gegen Wolfsburg vielleicht klingt. Die Gäste haben zurzeit sehr viel mit sich selbst zu tun und Schalke hatte ein paar Mal Glück bei Fernschüssen. Das liest sich viel negativer als es gemeint ist. Denn erstens muss sich auch so ein Glück erstmal erarbeitet werden und zweitens ist bei so einer Offensivkraft ohne Gegentor zu bleiben auch keine Kleinigkeit. Ich persönlich würde es dementsprechend als gutes Spiel von Schalke bewerten. Besonders auch, weil gezeigt wurde, dass man einen Vorsprung über die Zeit bringen kann. Darüber hinaus haben wir die nächsten Schritte im Stellungsspiel, im Aufbauspiel und im Kombinationsspiel bestaunen dürfen. Die Entwicklung in Richtung Ballbesitzspiel ist im vollen Gange. Und das finde ich persönlich extrem aufregend.
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