Auf den Schalker Fanclub-Dachverband kommt in den kommenden Monaten noch eine Menge Arbeit zu. Er muss sich anders aufstellen. Dazu hat er ein Konzept erarbeitet. Kurz vor Beginn der Rückrunde trafen sich kürzlich der Vorstand und die Leiter der rund 20 Fanclub-Bezirke aus ganz Deutschland zu einer Klausurtagung. Diesmal professionell moderiert und begleitet von externen Profis. Dabei legte der Vorstand des SFCV ein Konzept vor, das eifrig diskutiert wurde. Derweil haben sich auch einige Fanclubs Gedanken gemacht und nun auf Basis dieses neuen Konzeptes ihre Forderungen unter dem Titel „Club der 1000 Freunde“ formuliert. Was steht drin? Was ist dran? Zunächst mal ist die Einsicht, dass eine Reform unausweichlich ist, offenbar bei allen angekommen. Der Vorstand des Dachverbandes und viele seiner Bezirksleiter, die dessen verlängerter Arm in die Fanclubs in ganz Deutschland hinein sind, waren bis vor einigen Monaten noch davon überzeugt, alles laufe gut so, wie es läuft. Dabei spielen aber Interessen Einzelner und auch manche historisch bedingte Seilschaft eine Rolle: Du hilfst mir, ich helfe dir und deinem Fanclub – das ist das von Kritikern oft unterstellte Motto der handelnden Personen gewesen. Dabei ging es immer und immer wieder vor allem um die Verteilung des raren Gutes Eintrittskarten. Die Einsicht beruht aber auch auf dem Druck, den der Mutterverein FC Schalke 04 auf den Dachverband der Fanclubs ausgeübt hat. Denn der hat die Kartenverteilung unter den Fanclubs, in denen an die 100.000 Schalke-Fans organisiert sind, an den SFCV abgegeben und drohte wohl unter anderem damit, dem Dachverband diese Aufgabe zu entziehen. Im Reformkonzept des Dachverbandes steht nun eine Aufhebung verkrusteter Strukturen, die in den vergangenen, zum Teil wirren Generalversammlungen zum Vorschein traten: ein Vorstand, der mit hauptamtlichen und ehrenamtlichen Kräften besetzt ist und durch die Kartenverteilung an die Bezirke ein mächtiges Instrument in der Hand hielt, ein Aufsichtsrat, der laut Kritikern gefühlt mit eher vorstandstreuen denn vorstandskritischen – oder zumindest zu einer unabhängigen Aufsicht fähigen – Mitgliedern besetzt war (und ist) und so seine Kontrollfunktion nicht so richtig gut ausüben konnte; ein Verwaltungskopf, der in dieser Größe und auch mit dieser Kostenstruktur vielleicht gar nicht zwingend nötig ist für einen Dachverband. So schaffte in einem Konzept, das der Vorstand vorlegte, er sich in weiten Teilen selbst ab. Zentral ist, dass es nur noch einen hauptamtlichen Geschäftsführer geben soll, der Rest aber in ehrenamtlichen Händen liegen sollte. Auch den Aufsichtsrat will der Vorstand in seinem Konzept abschaffen. Sprich: die Struktur nach deutschem Vereinsrecht deutlich verschlanken und weitgehend auf Verwaltungsaufgaben beschränken, während das Ehrenamt und die einzelnen Bezirke – und damit vermutlich auch die Demokratie – gestärkt wird: Denn nach dem neuen Modell wären die Vorstandsämter im SFCV gewählte Ämter, die die Mitgliedschaft Jahr für Jahr neu bestellt. Das war bisher anders: Der Aufsichtsrat war nach bisheriger Satzung für die Bestellung des Vorstandes zuständig, während die Mitgliedschaft weite Teile des Aufsichtsrats wählte. Allerdings mit dem Pferdefuß, dass die Kandidaten vorher von einem Wahlausschuss begutachtet und zur Wahl zugelassen werden mussten. Bei der Wahl Ende Dezember zeigte sich: Hier kamen nicht die augenscheinlich kompetentesten Kandidaten durch, sondern eher diejenigen, die dem Vorstand, der sich tendenziell eher aus Ur-Gelsenkirchenern zusammensetzte, als ein Abbild der deutschlandweiten Fanclub-Landschaft zu sein, wohl gelitten waren. Ur-Schalker, ja, aber weniger solche mit Finanz- und Bilanz-Sachverstand, als eher solche mit einer tiefen, innigen zum FC Schalke 04. Beides wichtig, aber vielleicht passen in einen Aufsichtsrat besser Leute mit einer nüchternen und neutralen Sicht, eher aus einer Drauf- als aus einer Innensicht-Perspektive. „Uns gehen die dort angeregten Reformen nicht weit genug bzw. finden nicht unsere Zustimmung“, heißt es nun in einer Stellungnahme eines losen Zusammenschluss von Fans und Fanclubs, zu denen sich laut Informationen der Funke Mediengruppe („WAZ“) rund 80 bis 100 Fanclubs bekennen. „Wir begrüßen zwar, dass der SFCV längst notwendige Veränderungen auf den Weg bringen will. Allerdings fehlen aus unserer Sicht der Wille der bisherigen Leitungsgremien zu echten Reformen, die Zielsetzung und eine Analyse des Istzustandes“, so die Mitteilung, die über die Seite „Blog 04“ bei Facebook promotet wird. Statt des Aufsichtsrats mit seinem Wahlausschuss („basisdemokratische Hürden“) wünscht sich die Initiative ein transparentes System „auf allen Ebenen“. Wert legen die Fanclubs auf eine schonungslose Aufarbeitung der Vergangenheit. Hier spielen auch Ermittlungen der Staatsanwaltschaft eine Rolle, die seit Sommer 2015 laufen und sich auf mögliche Straftatbestände wie Insolvenzverschleppung oder Veruntreuung beziehen. Hauptamtliche Vorstandsmitglieder sollten sich aus der Arbeit an der Neustrukturierung zurückziehen, so eine weitere Forderung. Dennoch solle an Hauptamtlichen im Vorstand und an einem Aufsichtsrat festgehalten werden – nur neu besetzt und transparenter in der Arbeit. Demnach ist ein Problem im bisherigen Konzept des Vorstandes, dass die verbleibende hauptamtliche Kraft als Geschäftsführer fungieren soll, der Vorsitzende allerdings eine ehrenamtliche und gewählte Position sein soll. Hier wären laut Kritikermeinung Kompetenz- und Hierarchie-Probleme vorprogrammiert. Der Dachverband, dessen Reformen auch von S04-Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies begleitet werden und bei denen der Mutterverein FC Schalke 04 eng eingebunden ist, hat sich zum Ziel gesetzt, bis Jahresende 2016 eine neue Struktur zu verabschieden. Das setzten sich Vorstand und Bezirksleiter beim Treffen in Billerbeck zum Ziel. Inwiefern der „Club der 1000 Freunde“ hier mit seinen Vorstellungen Einfluss ausüben kann, ist offen. Er kommt aber nicht aus dem luftleeren Raum: Auch einige Bezirksvertreter, die bei der auch von Kritikern als erfrischend empfundenen Klausurtagung in Billerbeck dabei waren, stehen den Forderungen des Zusammenschlusses nahe.
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