Was vor der SFCV-Versammlung wichtig ist

Der Schalker Fanclub-Dachverband steht vor einer bedeutenden Versammlung: Am Donnerstag steht viel auf dem Spiel. Das hat der SFCV auch schon selbst angekündigt. Er kündigt einschneidende Reformen – aber was es ist, lässt der Vorstand offen. Klar ist: Die Mitgliedschaft – und das sind die Delegierten aus den Mitglied-Fanclubs – kann bei der Wahl des Aufsichtsrats, dem mächtigen Kontrollgremium des zum Teil hauptamtlich arbeitenden Vorstandes, auch eine Richtung vorgeben. Wäre jetzt nicht die richtige Zeit für ein Votum für unbelastete Kandidaten? Die Wahl zum Aufsichtsrat: Das ist in diesem Verein die demokratischste aller Institutionen. Denn der Vorstand, der zum Teil hauptamtlich arbeitet und mit – wie man kolportiert – üppigen Bezügen ausgestattet sein soll, wird von diesem ehrenamtlichen Kontrollgremium bestimmt. Eigentlich kann nur der Aufsichtsrat Vorstandsentscheidungen beeinflussen. Wenn da nicht noch der FC Schalke 04 wäre, für den der SFCV wichtige Aufgaben erfüllt: Er regelt die Verteilung großer Teile des Kartenkontingentes. Und wie das bei einem Club wie Schalke 04 eben so ist – dabei handelt es sich um limitierte Ware, nach der die Nachfrage zumeist größer ist als das Angebot. In diesem Aufsichtsrat stehen nun also zwei Posten von eigentlich sechs Mitgliedern zur Wahl. Von den sechsen werden laut Satzung vier von der Mitgliedschaft des SFCV gewählt. Peter Peters ist als Vertreter des Vereins FC Schalke 04 (mindestens da also gibt es eine personelle Verschränkung der beiden Vereine) ebenso gesetzt wie ein Sprecher der Bezirksleiter. Sie organisieren die Arbeit des Dachverbandes in der Fläche: Das Bundesgebiet ist ähnlich wie in der föderalen Ordnung der Bundesrepublik in Fanclub-Bezirke unterteilt. Die Bezirksleiter haben sowohl einen engen Draht zum SFCV in Gelsenkirchen als auch zu den Fanclubs in ihrem Bezirk und stellen so eine Art Bindeglied dar. Für die anstehende Wahl hat es einen Wahlausschuss gegeben, der sieben Bewerbungen für die Kandidatur vorliegen hatte. Fünf der sieben Kandidaten für die Wahl hatte er Ende November als Bewerber zu sich gebeten. Zwei wurden nicht eingeladen, denn sie sind bekannt: Es sind zwei zur Wiederwahl kandidierende Personen. Die anderen fünf Kandidaten konnten sich einzeln vorstellen – zwei von ihnen setzten sich durch. Vom Wahllausschuss wurden schließlich vier Kandidaten zur Wahl am Donnerstag, 17.12. zugelassen: Es sind Frank Kloos (der amtierende Aufsichtsrats-Vorsitzende tritt also zur Wiederwahl an), Ludwig Müller (amtierender stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats, ebenfalls auf Wiederwahl aus), Michael Gayck (Vorsitzender 1. Blau und Weisse Schalker Gladbeck) und Andreas Schulz (der im Bezirk 19 im Bezirksteam mitarbeitet). Kurz nach den Vorstellungen der Kandidaten hatte der Aufsichtsrat – vollkommen legitim, weil satzungsgemäß – auf seiner Sitzung am 24. November noch ein zusätzliches Mitglied in das Kontrollgremium kooptiert: Dabei handelt es sich um Hans-Jörg Reichl aus dem Bosch-Bus, der zwei Jahre lang in diesem Gremium mitarbeiten wird. Nun schauen wir uns mal die Kandidaten im Einzelnen an: Frank Kloos: Er ist Aufsichtsrat-Vorsitzender, seit er Ender Ulupinar im Sommer in diesem Amt ablöste (Hintergrund zu Ender Ulupinar), und kandidiert erneut. Daran ist grundsätzlich nichts verwerflich. Aber: Verantwortet er nicht die Geschehnisse mit, die rund um den SFCV in den vergangenen Monaten diskutiert wurden? Vor allem wurde er Vorsitzender, als der Vorstand Ender Ulupinar mit Verweis auf die Satzung als nicht ordnungsgemäßem Aufsichtsratsmitglied die Einsicht in Akten verwehrt haben soll. Es ist nicht korrekt, hier weitere Gerüchte zu streuen, darum lasse ich das. Aber es gibt unabhängig davon viele gute Argumente für die Position, ihn darum vielleicht nicht zu wählen: Wo eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Essen gegen den Dachverband anhängig ist, ist ein Mitglied von dessen Kontrollgremium bis zur Freisprechung zumindest vielleicht nicht unbedingt der geeignetste Kandidat zur Wiederwahl. Ludwig Müller: Ebenfalls bisher schon im Aufsichtsrat tätig, zuletzt als zweiter Vorsitzender. Für ihn gilt also zunächst einmal etwas ähnliches wie für Kloos. Hinzu kommt, dass Müller bei der vor einigen Wochen abgehaltenen und von vielen Anwesenden sehr kritisch beurteilten außerordentlichen Versammlung des Dachverbandes selbst ein ums andere Mal das Wort ergriffen hat – allerdings laut unabhängigen Aussagen mehrerer Anwesender nicht zum Vorteil des weiteren Geschehens, schon gar nicht zu einer Befriedung des Ganzen. Michael Gayck: Er wäre neu im Aufsichtsrat. Auch er war bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung zugegen und hat dort ebenfalls munter aus dem Publikum heraus mitdiskutiert – vor allem positioniert gegen die Ruhrknappen Bottrop. Das ist der Fanclub, der mit einigen Veröffentlichungen im Sommer Details aus den finanziellen Geschäften des Dachverbandes offen legte, und der dadurch selbst in die Schusslinie der SFCV-Entscheider geriet. Dabei herrscht bis dato (und wohl auch bis Donnerstag) keine Klarheit, ob an den Anschuldigungen etwas dran ist oder nicht. Wer die Reaktionen des Dachverbandes, die nicht gerade von Transparenz geprägt waren, auf die Anschuldigungen verfolgt hat, der muss zumindest vermuten, dass er sie nicht ganz entkräften kann. Aber das sollen Gutachter entscheiden, die sich damit auskennen. Die Prüfung, die sich auf den SFCV selbst bezieht (und nicht um die Geschäfte des SFCV mit Schalke 04 selbst) ist aber entweder noch nicht abgeschlossen oder die Ergebnisse nur noch nicht kommuniziert. Weil die Fronten verhärtet sind und es zum Teil hitzig ist, sollte man sich als Kandidat für ein Kontrollgremium aber vielleicht auch in der Tendenz zunächst neutral verhalten und abwarten, was dabei herauskommt. Andreas Schulz: Das ist der vierte Kandidat, der zur Wahl zugelassen wurde. Er ist vielleicht der aus der Runde der vier Kandidaten, dem man die geringste Nähe zu den bisherigen Entscheidungsträgern im SFCV bescheinigen kann. Er kommt nicht aus Gelsenkirchen oder der näheren Umgebung, sondern ist im Vorstand des Fanclubs „Hanseaten 04“ (Facebook) tätig. Er hat keine Nähe zum Dachverbands-Vorstand, aber sich auch nicht gegen ihn positioniert. Wer ihn kennt, der weiß, dass er nüchtern und unvoreingenommen an Konflikte herangeht. Zu den Konflikten hielt er sich bisher bedeckt, bei Facebook oder in diversen Sitzungen ist jedenfalls von ihm keine Hetze, keine Einmischung, keine Vorverurteilung oder ähnliches überliefert.   Die Delegierten der Fanclubs – jeweils zwei sind für die Vollversammlung am Donnerstag zugelassen – wählen mit einer Stimme pro Fanclub aus diesen vier Kandidaten aus. Zwei von ihnen kommen in den neuen Aufsichtsrat. Interessant übrigens ist auch das: Frank Böhm, Vorsitzender des Wahlausschusses, trat Ende November laut Dachverband ohne Angabe von Gründen aus dem Wahlausschuss zurück. Es gibt aber ein Schreiben, das im Internet auftauchte, in dem er seinen Rücktritt begründete. Damit, dass der Wahlausschuss „nicht mehr neutral“ sei und nicht „im entferntesten dazu beigetragen“ habe, einem „Neuanfang oder gezielter Aufklärung zuzustimmen“. Die Wahlausschusssitzung, bei der die Entscheidung für die Kandidaten fiel, bezeichnete er als eine Farce: Seiner Ansicht nach sei der schwächste Kandidat der fünf Bewerber sowie die zwei Wiederwahl-Kandidaten vom Wahlausschuss ausgewählt worden. Nur im Falle von Andreas Schulz konnte sich Böhm offenbar mit dem Votum des Ausschusses anfreunden. (Hinweis: Ich habe den Wahrheitsgehalt des Schreibens nicht prüfen können.) Die Wahl zum Aufsichtsrat ist übrigens nicht der einzige Tagesordnungspunkt am Donnerstag: Laut Mitteilung richtet sich der SFCV grundlegend neu aus. Am 9. Dezember stellte der Dachverband den Entscheidern im FC Schalke 04 ein umfassendes Reformpaket vor. Der soll diese Reformen begrüßt haben, heißt es. Inhaltlich soll es am Donnerstagabend den Fanclub-Vertretern präsentiert werden. Klingt nach Neuanfang. Aus etwas Distanz und mit Nüchternheit betrachtet: Rund machen würden das Bild dann auch neue Mitglieder im Aufsichtsrat.

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