Simulanten-Verein Darmstadt 98

  Mimimi. Die Lilien kommen. Kompliment an 3500 SVD-Fans für eine gute Away-Performance. Aber ehrlich: So eine Weicheier-Elf haben wir auf Schalke selten gesehen. Braucht keiner! Und wenn man sich an die eigene Nase fasst, muss man sagen: Ja, wir brauchen Geduld. Schalke trennt sich in einem Bummel-Spiel 1:1 (0:1). In der ersten Hälfte verlief das Spiel eigentlich ziemlich genau nach dem Motto: alles wie gehabt. Schalke hat viel Ballbesitz, aber keine Kreativität und dazu die aus der Vorsaison bekannte Ungenauigkeit. Anders ist das taktische Verhalten: Johannes Geis agiert in der Manier eines offensiv interpretierten Libero. Bei Ballvortrag aus der eigene Hälfte kippt er tief zwischen die beiden Innenverteidiger ab und wird von allen in der Spieleröffnung gesucht. Die beiden Außenverteidiger rücken dabei schon weit vor, um beide Flügel zu überlasten – so wird eine Dreierkette aus der Viererformation. Geis’ Vertikal- und Diagonalbälle müssen dann aber sitzen – und daran haperte es in dieser ersten Hälfte unter anderem. Zudem gelingt es sowohl dem Pärchen Draxler/Aogo auf Links als auch Choupo/Caicara auf Rechts nicht, sich hinter die Lilien-Linien zu spielen. Die doppeln stattdessen die ballführenden Spieler am Strafraum und üben so starken Handlungsdruck aus. In diesen Situationen müsste Marco Höger als zweiter Mittelfeldmann in der Zentrale als Anspielstation bereit stehen sowie di Santo und Huntelaar durch Kreuzen und Laufen gefährliche Situationen entwickeln. Klappte nicht, und so ging Schalke mit dem Ballbesitz kaum mehr an als um den Kreis nach links und rechts und wieder nach links zu verteilen oder bei mehr Risiko den Ball zum Gegner zu spielen. Zu wenig! Gefährliche Szenen gab es nur bei zwei guten Distanzschüssen von Jule Draxler und bei eins, zwei ordentlichen Eckstößen von Geis (alle von rechts).  Darmstadt geht mit einer Führung in die Pause, weil es einen gescheiten Angriff mit einem Sahneabschluss direkt nutzt. Da muss man aber auch der Passivität in der Schalker Defensive in dieser Situation einen Vorwurf machen.  Nach der Pause spielt uns das schnelle 1:1 nach einem Bilderbuch-Vortrag über di Santo und Sahne-Abschluss von Draxler in die Karten. Draxler ist nicht nur wegen des Tores und mehrere guter Torabschlüsse einer der besten im Schalker Spiel, auch wenn er sein Phlegma bei Ballverlust ablegen sollte: Wer nur trabt, wird bei Breitenreiter auf Sicht schlechte Karten haben.  Das Spiel lahmt ansonsten oft durch das Verhalten der Darmstädter: Sie haben zwar mehr Ballbesitz als vor der Pause und Wirken zeitweise auch so, als wollten sie offensiv selbst mehr gestalten, aber was noch mehr auffällt ist das extreme Weicheier-Verhalten: Sieben Mal wälzen sich Spieler lange herum, ehe sie ohne Behandlung nach 90 Sekunden wieder aufstehen. Das ist exzessives Simulantenverhalten – gepaart mit einer extrem kleinlichen Regelauslegung (aber das konsequent) des Schiedsrichters ergibt das ein Bummelspiel – eine geschickte Taktik, um aufkommenden Donnerhallen-Drive im Keim zu ersticken. Das nervt und das will keiner in der Bundesliga sehen.  Ein Schlüsselproblem unseres Spiels war sicher die Schwäche von Marco Höger: Auf seiner Postition braucht es bei der Tiefe von Geis einen, der anspielbar im Zentrum ist. Sicher kann er mal einen schlechten Tag haben, aber mir scheint Leon Goretzka dort die effektivere Variante zu sein.  Das 1:1 ist am Ende sicher zu wenig für unsere Ansprüche. Aber für mich unterstreicht es vor allem, dass wir dieser Mannschaft Geduld entgegen bringen müssen. 

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